Die Mittel- und Oberstufentheater-AG des HHG präsentierte am 21. und 22. Juni ihre Inszenierung des gesellschaftskritischen Klassikers „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco im kleinen Saal des KuBinO. Unter der Regie von Bettina Michel schafften es die Schauspielerinnen und Schauspieler nicht nur, die kleine Bühne vollumfänglich auszunutzen, sondern den gesamten Raum mit Stimmen, Hufen und Hörnern zu füllen. Die Handlung des französischen Stücks, das die Verwandlung einer gesamten Stadt mit Ausnahme des Protagonisten Behringer in eine Herde von Nashörnern beschreibt, dreht sich alles um die Ignoranz einer ganzen Stadt und um den Widerstand eines Einzelnen.
Das Stück, ein Klassiker des absurden Theaters, faszinierte auf der Bühne mehr, als es beim Lesen je möglich gewesen wäre. Von der Nashornverwandlung, deren Darstellung geradezu kafkaesk anmutete, bis hin zur Charakterentwicklung des Protagonisten vom sympathischen Teilzeitalkoholiker zum trotzigen Freiheitskämpfer war jeder Charakter voll von eigener Tiefe, Motivation und Logik. So prallen in dem Stück die verschiedensten Typen aufeinander. Von den hochseriösen, älteren Herren und deren unbeugsamem Verständnis von Katzen, Logik und Philosophie, bis hin zu einem gewieften Händlerpaar, das selbst in Zeiten des Chaos noch Kunden für sich gewinnen konnte, erwachte die französische Kleinstadt zum Leben. Der Büroalltag wurde, ergänzt durch allerlei Charakterbeziehungen, vom bloßen Prass eines arbeitswütigen Chefs zum Schauplatz der sich verändernden Gesellschaft hochstilisiert. Vor allem die so verschiedenen Freundschaften zwischen noch unterschiedlicheren Charakteren, bei denen man als Zuschauer bis zum Ende gehofft hat, sie mögen nicht in die Brüche gehen, haben durch das grandiose Personenspiel eine angespannte und bis zum Schluss spannende Atmosphäre erzeugt. Ob dysfunktionaler Alkoholiker oder abgebrühter Bürohengst, es haben alle Rollen so viel Eindruck hinterlassen, dass selbst die Verwandlung in sture, gleichgeschaltete Nashörner den Eigenheiten keinen Abbruch tat. Besondere Unterstützung erfuhr die Truppe wie so oft von der Licht- und Tontechnik-AG. Sie alle wurden mit großem Applaus belohnt.
(Paul Weigold, ehemaliger HHG Schüler)