Seit über einem Jahr hört man von Schulen fast nur, was gerade nicht geht, nicht klappt, ob und falls ja, wie Präsenzunterricht stattfinden soll, ob Schüler*innen Pandemieüberträger seien und und und. Und außerhalb der Schule sind große Kultureinschränkungen zu beklagen. Was macht in dieser Zeit eigentlich das Theater am HHG?
Alle Theatergruppen fanden die ganze Zeit über statt, auch wenn es hieß, ständig flexibel zu sein.
Und was gab es?

Unterstufen-Theater-AG – analog, digital und mit Hörgeschichteninszenierungen Die beiden Theater-AGs für die Klassen 5-7 starteten anders als gewohnt dieses Schuljahr. Normalerweise lebt diese AG u.a. davon, dass die verschiedenen Klassenstufen zusammenarbeiten. So bekommen Schüler*innen verschiedener Klassenstufen Kontakt zueinander und die Jüngeren sehen und erleben auch mit, was die Älteren so machen und was sie sich in den Folgejahren auch zutrauen können.
Dieses Schuljahr musste klassenstufenweise zunächst getrennt gearbeitet werden. So fanden diese beiden AG-Gruppen in drei nebeneinanderliegenden Räumen vor Ort statt und wurden von je einer der drei Schülermentorinnen Franziska Rudert (K2), Rosa von Komorowski (Kl. 10), Nefeli Tavla (Kl. 9) oder Frau Michel geleitet.
Es entstanden in allen Gruppen u.a. wie gewohnt Weihnachtsszenen, die sie sich dann gegenseitig über BBB-Konferenzen vorspielten und von denen auch Ausschnitte in unserem HHG-Imagefilm auf unserer Homepage zu sehen sind.
Als das erneute Homeschooling losging, musste wieder umgedacht werden und so trafen sich montags bzw. donnerstags in der 7. Stunde die jungen Schauspieler*innen der drei Klassenstufen zusammen mit den Leiterinnen digital in einer BBB-Konferenz. Manche Eltern werden sich zunächst gewundert haben, warum es am PC etwas lauter und aktiver zuging. Da wurde sich bewegt, Szenen eben nur mit Stimme improvisiert, wie Sportreporter*innen erzählt, was man gerade in der Umgebung beobachten konnte, sei es die Nachbarkatze im Garten, wie die Blubberbläschen in der Sprudelflasche zerplatzen u.v.m.
Der erneute Wechselunterricht veränderte natürlich auch in der AG die Situation, aber die Theaterleute am HHG switchten eben spontan um und machten etwas Anderes. Der neue Plan: Hörgeschichten erstellen. Und so wurde nicht nur am Stimmtraining für Rollen gearbeitet, sondern auch an Geräuschen, die man mit Stimmen, Körper oder Gegenständen erstellen und für Hörgeschichten nutzen kann. Denn zunächst durfte in der AG weiterhin nur digital gearbeitet und geschauspielert werden. Und die meisten AG-Schüler*innen schalteten sich regelmäßig ein, auch wenn sie kurz zuvor noch in der Schule waren.
Als sich die AG dann wieder ab nach den Pfingstferien vor Ort treffen durfte, wurde wieder klassenstufenweise getrennt gearbeitet, und die jungen Schauspieler*innen erlebten wieder analog zusammen große Spielfreude und schufen sogar seh- und hörbare Erlebnisse für kleine Aufführungen für das kommende Schuljahr.
Und so wurde am Ende des Schuljahres schon eine kleine Hörgeschichte mithilfe von Oliver Häusler (K1) aus der Licht- und Tontechnik-AG aufgenommen, eine größere von einem Schüler der AG selbst geschriebene „Die drei ???“-Geschichte wird zu Beginn des kommenden Schuljahres als Hörspiel aufgenommen und eine andere Gruppe der AG hat ein kleines Märchentheaterstück für eine Pausenaufführung fertig vorbereitet.

„Eine Hochzeit und ein Todesfall“ – Theater-AG der Kl.8-K2 filmte Komödie in Nellingen Nicht weniger aktiv war die Mittel- und Oberstufen-Theater-AG. Schon im Schuljahr 2019/2020 entstand nach der Miss Marple-Aufführung die Idee, eine eigene Komödie im französischen Stil mit sehr unterschiedlichen Charakterrollen zu erstellen.
Auch in dieser AG musste vor Ort klassenstufenweise aus Coronagründen getrennt gearbeitet werden. So entstand die Idee, dass die Achtklässler*innen vor allem ein Krankenhauspersonal darstellen sollten, das sich um den Pfarrer, der in der Komödie wegen Burn Out im Krankenhaus landet, kümmert und Neuntklässlerinnen und die K1-Schülerin eventuell per Videokonferenz eingespielt werden sollten. Sprich es wurde in diese Geschichte eingebaut, dass diese Personen z.Zt. der Handlung sich zumindest teilweise auf Geschäftsreise o.ä. befinden und somit wurde heutige Lebenswirklichkeit der Videotelefonie miteingebaut. Auf diese Art sollte ein Film entstehen – oder ggf. doch auf der Bühne aufgeführt werden -, in dem die Pandemiebedingungen erfüllt werden, dass sich verschiedene Klassenstufen nicht begegnen sollen.
Lange Zeit über musste dann gebangt werden, ob der Film denn noch dieses Schuljahr gedreht werden könnte und das ohne Mundschutz. Aber zum Glück gingen die Inzidenzwerte zurück, und so wurde eine professionelle Kamera ausgeliehen und in den letzten anderthalb Schulwochen von morgens bis teilweise spät am Abend gedreht. Dank gilt hierbei dem Pfarrer Bernick und seinen Mitarbeiterinnen, die das Drehen des Films auch in und um die Kirche Sankt Blasius ermöglichten und natürlich vor allem den Schüler*innen unserer Licht- und Tontechnik-AG, die die Szenen des Films professionell drehten und auch noch in den Sommerferien am Schneiden des Films arbeiteten. Im neuen Schuljahr darf sich die Schulgemeinschaft dann auf die Ausstrahlung des Films freuen – sollte es auch sonst kulturell wieder Einschränkungen geben. In diesem Fall dürfen sich doch zumindest die Klassen mit ihren Lehrer*innen auf ein schulinternes Kinoevent freuen.

Literatur und Theater der K1 und der K2 – Romeo und Julia & Co. mal mit Mundschutz Auch die Literatur- und Theaterkurse am HHG erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Seit Jahren starten weit mehr als 20 Schüler*innen in K1 in diesen Kurs. In 2020/2021 war der Kurs so groß, dass man den kleineren OHG-Kurs mit Schüler*innen vom HHG auffüllte, was auch in 2021/2022 der Fall sein wird.
Auch hier wurde je nach Homeschooling oder Präsenzunterricht anders gearbeitet und die Zeiten vor Ort am HHG besonders genossen. Natürlich wurde auf Abstand geachtet, weswegen man für gemeinsame Theaterspiele und Schauspielübungen eben nicht nur die Aulabühne nutzte, sondern z.B. einen großen Kreis um den ganzen Aulazuschauerraum bildete oder – so es das Wetter zuließ – im Freien arbeitete. Immer wieder sah man dann Spaziergänger, die diesem Schauspieltreiben gerne zuschauten. Sicherlich eine willkommene Abwechslung zu Pandemiezeiten.
Ein besonderes Highlight war das selbst erstellte Theaterstück des K2-Kurses, das leider nicht wie gewohnt im Theater an der Halle öffentlich vor Publikum aufgeführt werden konnte. Der Kurs war aber, obwohl sie sich dessen bewusst waren, dass sie ihr Theaterstück eventuell nur als spielpraktische Klausur vor ihrer Lehrerin Frau Michel aufführen würden, nicht weniger engagiert als vorige Kurse. Im Gegenteil: Was der Kurs im Januar zur Benotung präsentierte, hätte keinerlei Überarbeitung mehr für eine öffentliche Aufführung benötigt. Es wurde über Wochen hinweg mit viel Konzentration und gegenseitiger Wertschätzung gearbeitet. Und was wurde gespielt? „Der Kurs auf der Suche nach dem Stück“. So wurde auf zwei Ebenen gespielt – räumlich und inhaltlich. Die Schauspieler*innen, welche die Schüler*innen im Stück darstellten, befassten sich mit der Frage, welches Theaterstück sie inszenieren sollten und dabei kamen sie immer wieder auf neue Ideen. Diese Gruppe saß währenddessen im seitlichen Zuschauerraum, von wo aus sie die jeweiligen Darbietungen der anderen auf der Bühne sahen und kommentierten. Auf der Bühne wurden Ausschnitte aus unterschiedlichsten Theaterstücken, Filmen etc. dargeboten: Sei es eine in bestem Englisch perfekt einstudierte Dinner for One-Szene, ein Ausschnitt aus „Harry Potter“, eine moderne Fassung von Schneewittchen mit einer Bitch-Stiefmutter oder, im Besonderen zu erwähnen, extrem mitfühlend inszenierte Szenen aus Shakespeares Klassiker „Romeo und Julia“, unterstützt durch professionelle Kostüme, gekonnte Kampfkunsteinlagen und passende Tänze.
Trotz Mund-Nasenschutzmasken: Selten hat man mit Romeo und Julia so mitgeschmachtet und mitgelitten wie in den Darstellungen des diesjährigen Abiturientenkurses. Wenn auch nicht öffentlich aufgeführt, so wird diese Eigeninszenierung – zu so eingeschränkten Pandemiezeiten erstellt und aufgeführt - dem Kurs sicherlich tief in Erinnerung bleiben. Es machen also Theater trotz Pandemie! Alle haben großen Spaß und scharren mit den Hufen für die nächsten Aktionen und Aufführungen!

Bettina Michel