Zwischen Bildschirm und Bühne

Was, wenn Zwillingsgeschwister statt mit der Hausaufgabe über „Romeo und Julia“ anzufangen, erst einmal vor dem Fernseher chillen und sich jugendgemäß durch die Kanäle zappen und dabei wie durch Zufall in Fernsehschnipseln die tragische Geschichte von „Romeo und Julia“ erfahren? Dann hat sich der Koop-Abiturientenkurs K2 „Literatur und Theater“ des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Shakespeares „Romeo und Julia“ hineingearbeitet und den jahrhundertelangen Dauerbrenner textlich und medial modernisiert. Das Publikum im gut besuchten Saal des Theaters an der Halle ließ sich also am Donnerstagabend des 08. Februar 2024 in diese berühmte Liebesgeschichte unter Leitung von Bettina Michel entführen.
Rahmenhandlung sind die bereits erwähnten Zwillingsgeschwister, die Fernsehen schauen und dabei von einer Sendung in die nächste schalten. Die einzelnen Fernsehszenen werden von den Schülerinnen und Schülern gespielt, so dass viele Julias und viele Romeos zu sehen sind und die Zuschauer den Verlauf der Tragödie dennoch mühelos verfolgen können. Zwischen dem Zappen von einem Programm ins nächste unterhalten sich die Geschwister, fragen nach, klären auf, so dass die Handlung um Romeo und Julia und ihren bis auf das Blut verfeindeten Familien nachvollziehbar wird.
Es gibt Walzerszenen und romantischen Livegesang in der berühmten Balkonszene, alles live von Schülerinnen und Schülern des Kurses auf dem Klavier begleitet. Die Zwillinge schalten unermüdlich weiter von Datingshow zu Realityshow, von Krimis zu den Nachrichten. Dort wird gerade über den Mord berichtet, den Tybalt an Mercutio verübt hat. Für die News wurden eigens Außenaufnahmen angefertigt, um im Nachrichtenformat live vor Ort dabei zu sein, wie der Mord aufgeklärt werden muss. Derweil zieht sich die Schlinge um die beiden Liebenden immer enger zusammen. Während Julia mit einem „Snoozesplash“, einem recht neongrünen Mischgetränk, für 48 Stunden scheinbar tot einschläft, glaubt Romeo an den wirklichen Tod seiner Geliebten und nimmt sich mit Gift das Leben. Als Julia erwacht, den toten Romeo sieht, ersticht sie sich. Die Tragik der Beerdigungs- und Friedhofsszene wird ausdrucksstark im Stile Shakespeares umgesetzt, so dass die vor dem Fernseher gebannten Zwillinge vor Spannung in keinen anderen Sender mehr zappen. Klar, dass der Fernseher danach ausgeschaltet und die in der Schule gestellte Hausaufgabe nun motiviert angegangen und gelöst wird.
Für die Schülerinnen und Schüler waren dabei nicht nur die Szenen- und Requisitenwechsel eine Herausforderung, sondern auch das Hin und Her zwischen moderner Umgangssprache und dem Originaltext von Shakespeare. Beeindruckend auch, wie 19 verschiedene Schülerinnen und Schüler den permanenten Rollenwechsel gemeistert haben.
Ein großer Dank geht an die Licht- und Tontechnik-AG mit Herrn Zimmermann, die das gesamte Schauspiel in all dem schnellen Szenenwechsel immer ins rechte Licht setzten, an die Foto-AG von Herrn Palm sowie an die Regisseurin Frau Michel und ihren Koop-Kurs K2 für die tolle Inszenierung. Nadja Schmidt