Passend zu unserer Unterrichtseinheit ,,Judentum" im evangelischen Religionsunterricht, brach der evangelische Teil der Klasse 9e noch kurz vor den Sommerferien zu einer sehr informativen und interessanten Stadtführung in Esslingen auf. Diese wurde von Gerhard Voß geleitet und startete am dortigen Marktplatz. Unser Weg brachte uns zu wichtigen Schauplätzen des jüdischen Lebens in Esslingen. Den Auftakt machte der jüdische Friedhof in der Beutau, wo keine Gräber sondern nur noch einzelne Grabsteine zu sehen sind. Anhand sehr ausführlicher Berichte sowie etlicher Bildquellen erfuhren wir, wie zur Zeit des Nationalsozialismus der Friedhof zerstört wurde. Wir konnten erkennen, dass lediglich noch drei verwitterte Grabsteine an ihrer ursprünglichen Stelle platziert sind. Auf dem Friedhof hatten wir dann anschließend noch die Gelegenheit, einer alten jüdischen Tradition folgend, Steine auf den Grabsteinen zu platzieren, bevor unser Weiterweg an mehreren Stolpersteinen vorbeiführte.
Jeder dieser Steine steht für ein menschliches Schicksal in Esslingen aus der Zeit der NS-Verbrechen an Juden und anderen, in der damaligen Gesellschaft nicht anerkannten, Menschen.
Unser Weg zur heutigen Synagoge führte uns am Hafenmerkt vorbei. Dort stand im Mittelalter eine Synagoge, in die sich die Juden flüchteten, als Mitbewohner der Stadt sie verfolgten. Sie waren angeblich Schuld an der Pest. Diese Synagoge verbrannte mitsamt allen jüdischen Menschen in ihr.
Wie im Unterricht bereits angesprochen vertieften wir das Thema ,,Reichspogromnacht" 1938 in Bezug auf die Zerstörung der Esslinger Synagoge im Heppächer 3. In der wieder hergestellten Synagoge empfing uns Frau Dubilierer, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Esslingen, freundlich und zeigte uns das Gebets- und Gemeindehaus in vollem Umfang. Wir lernten, dass es im Gebetsraum einen Vorhang gibt, der Männer und Frauen beim Beten abtrennt. Außerdem werden in der Küche Fleisch und „Milchiges“ nach dem jüdischen Reinheitsgebot in separaten Kühlschränken aufbewahrt. Ferner erhielten wir einen Blick von außen auf die akribisch von Hand geschriebene Thorarolle im Thoraschrein. Doch diese Synagoge fand nicht immer Anerkennung in Esslingen: Nach einer von der Esslinger NSDAP auf dem Marktplatz initiierten Kundgebung „gegen die Juden“ waren zahlreiche Männer aus der Stadt und aus Esslinger Betrieben in den Heppächer marschiert. Sie zerstörten die Einrichtung der Synagoge, schleppten Bücher, Dokumente und Kultgegenstände nach draußen und verbrannten sie dort. Die Synagoge wurde damals nur deshalb nicht angezündet, weil man Angst um die Esslinger Altstadt hatte.
Es ist schön, dass die Exkursion noch so kurz vor Ferienbeginn stattfinden konnte. Für die Organisation bedanken wir uns bei Herrn Hudelmayer und Herrn Voß.
Maximilian Kress, 9e