Am Donnerstag, dem 8. Mai 2025, hatten die neunten Klassen unserer Schule die besondere Gelegenheit, den Schriftsteller Ron Segal live zu erleben. Aufgeteilt in zwei Gruppen nahmen sie an der Lesung teil, bei der der Autor aus seinem Buch „Jeder Tag wie heute“ vorlas.
Ron Segal, geboren in Israel, lebt heute als Schriftsteller und Filmemacher in Berlin. In seinem Roman „Jeder Tag wie heute“ erzählt er die Geschichte von Adam Schumacher, einem alten Mann, der in einem Altersheim aufwacht und sich nicht erinnern kann, wer er ist. Eine Radiosendung weckt seine Vergangenheit – eine Reise, die ihn tief in die Abgründe und das Erbe der Shoah führt, beginnt. Das Buch ist eine eindrucksvolle Mischung aus realen historischen Fakten und dem, was Segal als „gefühlte Wahrheit“ beschreibt – eine literarische Annäherung an das Erinnern und Vergessen.
Neben der Lesung sprach Segal über seine Motivation, das Schreiben und die Entstehung des Buches. Die Schülerinnen und Schüler nutzten die Möglichkeit, Fragen zu stellen – zum Buch, zum Schreiben, zu seiner Herkunft.
Spannend war auch der Einblick in die laufende Verfilmung des Romans als Animationsfilm. Anhand von Bildern zeigte Segal, wie die Figur Adam entstand: inspiriert von einem zufällig fotografierten Mann, gezeichnet in vielen Arbeitsschritten. Der Film soll – trotz des ernsten Themas – farbenfroh sein. „Auch die Zeit des Nationalsozialismus war nicht nur braun, schwarz und weiß – sie war bunt. Und genau so zeigen wir sie“, erklärte er.
Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt vom langwierigen Prozess – die Arbeit begann schon vor der Corona-Zeit, der Film erscheint frühestens in zwei bis drei Jahren. Auch die Erkenntnis, dass man mit Kunst eher nicht reich wird, wurde offen thematisiert.
Eindrucksvoll war Segals Offenheit im Umgang mit seiner eigenen Familiengeschichte. Er sprach außerdem über verschiedene Formen des Erinnerns in Israel und Deutschland und ermutigte die Schülerinnen und Schüler, sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen. Er machte deutlich, wie wichtig neue Wege des Erinnerns sind – gerade, da immer weniger Zeitzeugen leben. Schuld trifft die Nachgeborenen selbstverständlich nicht, aber alle zusammen tragen Verantwortung dafür, dass das Geschehene nicht vergessen wird. Kunst und kreative Auseinandersetzung, so Segal, können dabei ebenso helfen wie Unterricht, Museen oder Dokumentationen.
Wir danken Ron Segal herzlich für seinen Besuch, seine Offenheit und die inspirierenden Einblicke. Für den Film und seine weiteren Projekte wünschen wir ihm alles Gute und viel Erfolg.
Von Daniela Bastam